„Marc und ich“

Wir Fotokünstler und Fotografen sind ja meist recht kritisch mit uns selbst und ich habe mich bislang nicht entscheiden können, ob der tiefe, persönliche, emotionale Bezug zu einer Reihe dieses nun besser oder schlechter macht. Ich persönlich bin selten wirklich stolz auf eine Reihe. 

Als Marc mich nach so langen Jahren im Herbst 2018 das erste Mal besuchen kam, wollte ich ihn eigentlich nur für meine Aktreihe fotografieren. Aber er war bereits auf mein Kleinod aufmerksam geworden, bei dem ich mich selbst zusammen mit Fotofreunden und Wegbereitern fotografiere. Also fragte er mich, ob er Teil meines Self Portrait Projects sein dürfe und ich habe direkt zugesagt – ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, wie ich das eigentlich umsetzen sollte. Dieses Projekt hat ja noch nicht mal einen Namen, der weniger sperrig klingen würde. Ich habe dieses Projekt bereits mit zwei Fotografinnen umgesetzt. Marc ist aber Aktmodell und ein Mann und ich wollte ihn schon in seiner Wirkung als Modell in meine Self Portrait Reihe aufnehmen, ihn in seinem Schaffen vor der Kamera weder verändern noch verbiegen. So sollte er nackt bleiben. Da ich seit Jahren nicht mehr als Aktmodell vor der Kamera stehe, war die logische Konsequenz, dass ich eben angezogen bleiben würde.

Am Ende war es auch viel einfacher als ich dachte. Es ging ganz natürlich, wir hatten keine Berührungsängste und uns so nah zu sein, fühlte sich zu keinem Zeitpunkt komisch an. Ich musste beim Fotografieren auch nicht viel nachdenken. Der Entschluss, ihn zu lassen, wie er ist und Bilder macht und mich so zu lassen, wie ich eben bin und Bilder mache, ergab eine tolle Symbiose. Es gab keine Berührungsängste, das Sich-selbst-fotografieren mitten im Park fühlte sich aber doch etwas komisch an. Er und ich auf der einen Seite des Sees, wie wir Bilder machen, er nackt, ich angezogen, wie ich immer wieder zwischen Stativ und dem nackten Mann hin und her renne. Auf der anderen Seite eine Familie, die mit den Kindern einen Drachen steigen lässt, irritiert darüber, was wir hier gerade machen: übereinander bei 13 Grad im Schlamm liegen. 

Als wir uns vor 6 oder 7 Jahren zum ersten Mal begegneten waren meine Männerakte noch längst nicht erdacht. Und trotzdem schlossen wir an diesem Tag den Kreis, weil auch unsere erste Begegnung ein gemeinsames Shooting mit mir VOR der Kamera war, mit dem Unterschied, dass ich damals noch Aktmodell und wir somit beide nackt waren.  Zwar hatten wir über die Jahre immer mal Kontakt, aber etwas nervös war ich doch, wie sie die Begegnung nach so langer zeit anfühlen würde. Ehrlich? Marc nahm ich mich so warmherzig in den Arm, so selbstverständlich und liebevoll, dass ich das Gefühl hatte, wir hätten uns erst den Tag davor voneinander verabschiedet. Mit manchen Menschen fühlen sich 7 Jahre wie eine lange Zeit an, mit anderen wiederum haben 7 Jahre einfach keine Bedeutung.



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2 Kommentare zu „„Marc und ich“

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